SIBYLLE RIED PRIZE

Sibylle_Ried-Preisträger 2005
Sibylle Ried Prize winner and jury at the awarding ceremony (ltr: G. Krämer, H. Schneble, M. Schneble, R. Thorbecke, G. Schüler)

SIBYLLE RIED PRIZE – Award Winner 2005

The SIBYLLE RIED PRIZE 2005 was awarded to

Dr. med. Hansjörg Schneble and Dr. med. Hans-Martin Schneble

for the German epilepsy museum in Kehl-Kork

[Sorry, laudation only in German]

Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich freue mich, Ihnen auch im Namen von Frau Gisela Schüler aus Berlin und Herrn Rupprecht Thorbecke aus Bielefeld sowie der STIFTUNG MICHAEL bekannt geben zu dürfen, wer mit dem zum dritten Mal vergebenen Sibylle- Ried-Preis ausgezeichnet wird: Herr Dr. med. Hansjörg Schneble und sein Sohn, Herr Dr. med. Hans-Martin Schneble. Sie erhalten die Auszeichnung für das von Ihnen gegen manche Widerstände ins Leben gerufene und mit Geduld und Beharrlichkeit stetig ausgebaute Deutsche Epilepsiemuseum Kork.

Wie Sie wissen, wird der im Gedenken an Sibylle Ried (29. 8. 1956–14. 6. 2000) gestiftete Preis alle zwei Jahre vergeben, in der Regel anlässlich der gemeinsamen Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizer Sektionen der Internationalen Liga gegen Epilepsie. Dem Schwerpunkt der Arbeit von Frau Ried entsprechend soll er zur Verbesserung der Behandlung und Beratung sowie der Zusammenarbeit mit Menschen mit Epilepsie beitragen und richtet sich an alle in diesem Bereich tätigen Menschen und Gruppen. Das Preisgeld stammt aus den Zinserträgen von Zuwendungen der Pharmafirmen Boehringer-Ingelheim, Desitin Arzneimittel, GlaxoSmithKline, Janssen-Cilag, sanofi-aventis sowie des Blackwell Wissenschafts- Verlags, der Familie Ried, von Frau Anna Ruths, der Stiftung Michael und anderen.

Herrn Dr. med. Hansjörg Schneble (* 25. 7. 1941) vor diesem Auditorium vorzustellen, heißt eigentlich Eulen nach Athen zu tragen. Es sei daher nur kurz rekapituliert: nach dem Medizinstudium in Freiburg, Würzburg und Kiel Promotion in Freiburg; Ausbildung zum Facharzt für Kinderheilkunde in Böblingen; anschließend 1973 bis 1975 Assistent bei Professor Matthes und Professor Kruse in Kork; von 1975 bis 1983 Leitender Arzt am St. Josefshaus Herten und Führung einer überregionalen Überweisungspraxis für Neuropädiatrie mit dem Schwerpunkt Epilepsie; von 1983 bis 1985 Professor für Sozialmedizin und Psychopathologie an der Katholischen Fachhochschule Nordrhein-Westfalen in Münster; 1985 Rückkehr an das Epilepsiezentrum Kork als Chefarzt der Klinik für Kinder und Jugendliche; 1998 bis 2002 gleichzeitig Ärztlicher Direktor und 1999 bis 2002 Geschäftsführer des Epilepsiezentrums Kork. Seit 1. 9. 2002 bis Mitte diesen Jahres führt Herr Schneble in Kork noch eine Anfallsambulanz und Epilepsie-Beratungsstelle; am 1. und 2. Juli 2005 findet in Kork ein Symposium zu seinen Ehren statt.

Herr Schneble hat sich nicht nur durch wissenschaftliche Tätigkeit hervorgetan, sondern insbesondere auch als Verfasser oder Mitverfasser zahlreicher Informationsbroschüren und Bücher sowohl für Ärzte als auch für Betroffene. Aus der Vielzahl seiner Fachpublikationen möchte ich seine Koautorenschaft mit Ansgar Matthes an dem Taschenbuch „Epilepsie – Diagnostik und Therapie für Klinik und Praxis“, das„Vademecum antiepilepticum“ (seit der 9. Auflage zunächst zusammen mit Rolf Kruse, von der 13. bis 17. Auflage hauptverantwortlich unter der Mitarbeit von Jan-Peter Ernst) und natürlich seine Monographien zur Geschichte der Epilepsie und Epileptologie hervorheben; zuletzt „Heillos, heilig, heilbar. Geschichte der Epilepsie, Berlin, de Gruyter Verlag 2003. Für sein Buch „Krankheit der ungezählten Namen“ hat er 1985 den Friedrich-von-Bodelschwingh-Preis erhalten. Daneben sollen seine teilweise in mehrere Sprachen übersetzten Informationsbroschüren und Bücher sowohl für epilepsiekranke Kinder als auch ihre Eltern natürlich nicht unerwähnt bleiben.

Herr Schneble war von 1992 bis 2003 Mitglied des Königsteiner Arbeitskreises, von 1998 bis 2001 dessen erster Vorsitzender. Er ist Gründungsmitglied der Gesellschaft für Neuropädiatrie und des Deutsch-Österreichisch- Schweizer Arbeitskreises für Epilepsie. Er gründete 1993 zusammen mit Dietrich von Engelhardt und Peter Wolf den Arbeitskreis „Epilepsie in der erzählenden Literatur“ und hat seit 1987 einen Lehrauftrag an der Universität Freiburg und der Katholischen und der Evangelischen Fachhochschule Freiburg für den Bereich Sozialmedizin. Herr Schneble ist seit 1970 Ligamitglied, war von 1983 bis 1985 Vorstandsmitglied und Schriftführer und ist seit 1994 Vorsitzender der Kommission „Epileptologische Fortbildung für Nicht-Ärzte“. Er ist Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der „Zeitschrift für Epileptologie“ und wurde im Mai letzten Jahres zum Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Epileptologie ernannt.

Herr Dr. med. Hans-Martin Schneble (* 18. 2. 1973) lässt gewisse Anzeichen einer erblich bedingten Weitergabe von Interessen erkennen. Er hat in Freiburg Medizin studiert und Ende 2001 das dritte Staatsexamen abgelegt. Den historischen Interessen seines Vaters entsprechend hat er seine Facharztausbildung in Frankreich in der Gegend von Paris begonnen, 2002 bis 2003 und erneut seit Ende letzten Jahres mit Tätigkeiten an der Salpêtrière, die man getrost als eine der Geburtsstätten nicht nur der modernen Neurologie sondern auch Epileptologie bezeichnen darf. Schon in seinem Studium hat er verschiedene Auslandsaufenthalte eingelegt, seine Bevorzugung unseres großen westlichen Nachbarlandes fand nicht zuletzt auch ihren Ausdruck in der Wahl seiner Ehefrau. Dass eines seiner persönlichen Interessengebiete Computer und das Internet sind, war für die Realisierung des mit dem Sibylle-Ried-Preis ausgezeichneten gemeinsamen Projekts von Vater und Sohn sicherlich von Vorteil.

Seit 1998 haben Vater und Sohn Schneble in Kork in unmittelbarer Nachbarschaft des dortigen Epilepsiezentrums etwas gegründet und aufgebaut, das weltweit seinesgleichen sucht: ein der Epilepsie gewidmetes Museum mit inzwischen sechs Ausstellungsräumen, über 500 Exponaten und einer wissenschaftlichen Bibliothek. Der Juniorpreisträger wird Ihnen gleich selbst in einem Kurzvortrag einen Einblick in das teilweise auch online verfügbare Angebot des Museums geben. Ich möchte nur noch auf den bereits in der zweiten, überarbeiteten Auflage verfügbaren sechssprachigen Katalog verweisen (neben deutsch, englisch und französisch auch spanisch, russisch und türkisch!). Das Angebot auf der Website des Museums im Internet ist sehr schön, in dem entsprechenden Katalog zu blättern finde ich persönlich noch schöner, und mit Abstand am schönsten ist natürlich ein Besuch vor Ort. Jeder von Ihnen, der das Epilepsiemuseum bisher noch nicht besucht hat, ist selbst schuld.

Ich kenne Herrn Schneble Senior und seine Familie seit vielen Jahren. Herr Schneble gehört zu den Kollegen, die ihr großes Wissen stets eher in den Dienst einer Sache stellen und sich nicht in den Vordergrund drängen. Von manchen Tagungen sind mir kaum wissenschaftliche Besonderheiten in Erinnerung geblieben, aber stets seine gleichermaßen geistreichen als auch humorvollen Vorträge in Reimform bei den Gesellschaftsabenden! Ich bin mir absolut sicher, dass Sibylle Ried dieser Auszeichnung mit Freude zugestimmt hätte. Im Namen des Preisrichterkollegiums und der STIFTUNG MICHAEL gehen meine herzlichen Glückwünsche nicht nur an Vater und Sohn Schneble, sondern auch an ihre Frauen.

Dr. Günther Krämer (Vorsitzender des Preisjury)

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